Von den vielen Weihnachtsauftritten in diesem Jahr wird einer nach dem anderen abgesagt.Nur eine Anfrage hält sich noch tapfer auf dem 13.12 , dem 3. Advent und trotz jeglicher Pandemiebestimmungen.

Nein es wird kein Konzert geben, das ist nicht erlaubt. Aber Gottesdienste dürfen noch stattfinden und so fragt mich die Gemeinde Demnitz, ob es eine Option wäre, mein geplantes Konzert abzuwandeln und musikalisch den Gottesdienst zu begleiten. Ohne Kartenverkauf und Eintritt, auf Spendenbasis und nur in kleinem Umfang. Na klar. In diesen Zeiten ist jegliche Möglichkeit, Musik live Musik zu teilen extrem wertvoll.

Lang lang ist´s her

Eines der wenigen Gartenkonzerte in diesem Jahr hatte ich im August. Auch in dieser Gegend bei Angela, der Schwester von Christel und Andre Simmat, in Steinhöfel auf ihrem wundervollen Grundstück mitten in der Natur. Da saßen wir alle bei Regen unter einem Zelt, die Regentröpfchen trommelten den Takt zur Musik und wir genossen… trotz des nassen Wetters.

Und nun bin ich wieder in der Gegend, in Demnitz, bei diesen lieben Menschen, die meine Musik so wertschätzen und immer wieder Möglichkeiten schaffen, meine Lieder Menschen zu Gehör zu bringen und ja… auch damit Geld zu verdienen. Christel und Andre sind Dienstsleister im Bereich Beerdigungen. Christel hält Reden, Andre kümmert sich um die Musik zu diesen traurigen Anlässen. Und außerhalb dieses Business sind die beiden extrem Musik- und Menschenverbunden und organisieren gern Events bei denen sie mich immer wieder einbinden und womit sie mich unterstützen.

Wie wichtig ist live spielen?

In diesem Jahr war ja nun alles anders.  Grundsätzlich kann ich sagen, dass mir das Live Auftreten nicht in dem Maße gefehlt hat, dass ich darunter gelitten habe, nicht vor Publikum singen zu können.

Ich habe viele andere schöne Aufgaben und Dinge, die mich in der Zeit erfüllt haben. Ich bin auch ganz froh, dass ich emotional nicht vom Applaus abhängig war, sondern dass mein kreatives Schaffen einen guten Ausgleich dazu bieten konnte. Was ich in der Zeit alles so gemacht habe, könnt Ihr in meinem Jahresrückblick 2020 lesen, wenn Ihr wollt.

Auf jeden Fall begann ich etwa 1 Woche vor dem 3. Advent, mich sehr sehr auf diesen Gottesdienst zu freuen und schon mal zu überlegen was ich singen werde. So viel Zeit wie in einem Konzert hab ich nicht. Aber das ist eine gute Übung, sich zu reduzieren und die wichtigsten bzw. passendsten Songs rauszusuchen. Na klar, auch ein paar Weihnachtslieder.

Oh Mann ich hab so lange nicht „richtig“ gesungen. Also nur zu Hause am Klavier, beim Komponieren oder Layouts erstellen für mein neues Album. Muss erstmal wieder in Schwung kommen mit meiner Stimme. Also Stimmtraining. Normalerweise bin ich in der Weihnachtszeit stimmlich immer total fit durch die vielen Auftritte. Aber in diesem Jahr? Ui ui….

In liebevoller Begleitung

Mein Schatz ist mit seinem Filmschnitt beschäftigt und wird nicht mitkommen, aber meine Freundin Ella hatte mich schon 2 Wochen vorher gefragt, ob sie mich zu diesem Event begleitet darf. Super gern, da haben wir mal wieder schön Zeit zum Reden auf der Autofahrt. Und Ella genießt es, bei den wenigen Veranstaltungen momentan, ihrer Liebe zur Musik, Kommunikation und zum achtsamen und bewussten Erleben nachzugehen.

Ich bin hibbelig. Freudig erregt könnte man auch sagen. Ich glaub, ich hab meine Routine in den letzten Monaten des Nichteintretens verloren. Ich bin total akribisch beim Vorbereiten. Drucke mir sogar Texte aus, weil ich nicht weiß ob sie alle noch vollständig im Kopf sind. Wenn nämlich die nicht planbare Aufregung dazu kommt, dann ist alles anders. Ich mache eine Liste mit ein paar neuen, ein paar alten eigenen Songs und ein paar Weihnachtsliedern fertig und freu freu freu mich!!!

Schöner diesiger Advent

Ich gehe aus der Haustür, bepackt mit Tee und Kakao für unterwegs und einer dicken Jacke für die Kirche, die frische  nieselige Luft schwappt mir ins Gesicht und ich denke: Oh, was für ein schöner trüber, nebeliger Advents-Sonntag. Ich liebe es. Sonne auch.. Regen auch   …aber Nebel auch besonders. Ella empfindet das auch so. Wie schön. Ich hab oft das Gefühl, es gibt mehr Menschen die Sonne mögen und dieses graue Wetter nicht. Dabei ist das eine so besondere Stimmung, so ein andere Stille…. Kakaoschlürfend schauen wir diese Schönheit aufsaugend auf die leeren, nebeligen Baumalleen, die sich wie Tore zu einer völlig friedlichen Welt vor uns auftun und kommen trotz einiger Fehlnavigationen pünktlich in Demnitz in der wundervollen kleinen Feldsteinkirche an. Sie ist innen mit Holz ausgestattet und wirkt nicht prunkvoll strahlend sondern anheimelnd und gemütlich zauberhaft. So mag ich Kirchen.

Service inkluisve bei Familie Simmat

Ich darf mich neben dem Altar platzieren. Andre hat für mich schon die Technik aufgebaut. Das ist ein Service, sag ich Euch. Dass ich die Soundanlage aufgebaut bekomme und jemand anderes den Ton abmischt ist eher selten. Außer bei Andre und Christel. Ich genieße das sehr und bin dankbar für die Hilfe. Für spätere Konzerte bahnt sich da eine schöne Zusammenarbeit an, in der ich mich noch mehr auf das Singen und die Songauswahl konzentrieren kann, statt drauf zu achten, wie der Ton für das Publikum ist. Was eh immer schwierig ist, wenn man neben oder hinter den Boxen sitzt. Manchmal hab ich so den Gedanken, langsam fügen sich gewisse Dinge. Vielleicht kann ich ja schon bald Konzerte mit meiner neuen Pianistin Sabine und Andre als Tontechniker geben. Das fühlt sich sehr sehr gut an.

PC aufbauen, Sound checken, Kameras aufstellen… fertsch. Mann bin ich aufgeregt. Aber nicht ängstlich, nur vorfreudig. Na nee.. doch… ein bisschen ängstlich auch. Komisch, das hatte ich lange nicht.

Musik und Wort in Gottes Ohr

Ich rede kurz mit der Pfarrerin und wir entscheiden uns für ein abwechselndes Programm. Ein Lied zum Anfang, ihre Ansprache, ein paar Lieder, Beten, ein paar Lieder, Segen, Fürbitte, ein paar Lieder.

Es ist für uns eine Zeit an gekommen…. Ich beginne, nachdem die Glocken verstummt sind. Das Lied eignet sich sehr, dass alle wie ein Chor oder Echo die Wiederholung singen und aus Gewohnheit und Enthusiasmus animiere ich dazu, dass die Leute einstimmen. Im gleichen Augenblick, registriere ich die Masken auf ihren Gesichtern und dass ja gerade alles anders ist. Und darf man gemeinsam singen? Ich höre ein paar leise Stimmen. Okay… mmhh.. darf jeder für sich entscheiden.

Als ich die Leute begrüße habe ich einen Kloß im Hals. Mir wird plötzlich bewusst, wie schön das ist. Das hier, die Situation. Weihnachten. Menschen die gekommen sind, um zuzuhören. Menschen die das organisiert haben, Wertschätzung, gemeinsame Zeit, live singen…. Ich bin so berührt, dass in mir die Tränen hochsteigen. Bisschen ungünstig fürs Singen. Kurz Schlucken. Geht wieder. Ach schön. Ich liebe es, zu fühlen.

Absolute Aufmerksamkeit

In der Kirche ist es so still und die Leute sind so aufmerksam, dass ich das Gefühl habe, es könnte zu laut werden und diese andächtige Ruhe stören und ich trau mich nicht so recht loszusingen. Aber nach den ersten Unsicherheiten mischt sich der Klang der Musik und der meiner Stimme so in den Raum und unter die Leute, dass es einfach nur schön ist, mich darin zu befinden und zu genießen, das die Menschen meine Worte annehmen und sie wirken dürfen. Nicht jeder Ton sitzt wie ich es gewohnt bin und gern hätte, dazu war die Pause zu lang und die Aufregung zu groß und eine damit verbundene Unsicherheit bei manchen Songs tut ihr übriges. Aber nicht schlimm. Das ist halt so.

Pfarrerin Rahel Rietzl und ich wechseln uns ab und es ist ein schönes Miteinander im Wechsel der Worte die wir an die Zuhörer geben. Meine in den Liedern, ihre aus der Bibel. Manches ist sich inhaltlich sogar ähnlich. Es ist zwar nicht warm, aber während des Singens merk ich das nicht. Ich tauche manchmal ab und bin erst am Ende des Liedes wieder in  der Kirche und genieße es einfach. Musik, Singen, Stille, Aufmerksamkeit und bin dankbar in diesem Jahr noch einmal so ein schönes Event erleben zu dürfen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Vor allem nicht, dass ich mir selbst so viel daraus mitnehmen werde.

Selige Heimfahrt

Ich bin ganz selig und fahre gemeinsam mit Ella mit einem sehr schönen Gefühl Richtung Heimat. Also wir schleichen im Schneckentempo über die vernebelten Landstraßen, durch Orte mit lichtbehangenen Bäumen und Häusern. Von dezent zauberhaft bis zu amerikanisch überladen ist alles dabei und es wird noch ein bisschen mehr Weihnachten in mir. Wir halten kurz mal an. Keine Ahnung wo wir gerade sind, aber wir steigen aus, um dem Nebel zu lauschen und der Dunkelheit hallo zu sagen. Mein Schatz ist es schon gewohnt, dass ich immer später komme als eigentlich möglich wäre, weil ich entweder bummle oder noch mit Leuten rede oder irgendwo anhalten muss zum Schauen oder Fotografieren…. Ella stört es zum Glück nicht und wir landen zum Abendessen zu Hause.

Die schönesten Geschenke schon zum Advent

Dieser 3. Advent war wie auch der Zweite in diesem Jahr wie ein Geschenk. Weil nichts selbstverständlich ist was zur Zeit (und überhaupt) gerade erlebt werden darf. Danke Christel und Andre für Eure Organsisation und Eure Motivation und für Dein liebevolles Geschenk ;-). Danke Ella für Deine Begleitung udn Unterhaltung und Dein immer bereicherndes feedback. Danke allen Besuchern des Gottesdienstes fürs Zuhören und für Eure großzügigen Spenden für die Kirche und für mich und danke Frau Rietzl für das schöne Miteinander in diesem Gottesdienst und dass ich ein Teil davon sein durfte…

Zu Hause angekommen, noch einen Weihnachtsfilm auf die Leinwand, eine Gemüsepfanne auf den Teller und selig und zufrieden in den Abend eintauchen und schönen Erinnerungen nachlauschen. Danke Schatz, dass Du so geduldig mit mir am Abend Weihnachtsfilme guckst…. und den Kitsch erträgst… 😉

.

[/fusion_text][/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]